Forschungsprojekt zu Heizungs- und Lüftungsstrategien auch für den Berliner Dom

Mit Schreiben vom 28.07.2011 bewilligte die AiF als Koordinierungsstelle für das BMWi ein Forschungsprojekt, welches koordinierte Heizungs- und Lüftungsstrategien für Kirchen entwickeln soll.

Für Kirchen und andere vergleichbare Baudenkmäler hat sich in einem jahrhundertelangen, aus der Erfahrung gewachsenen Entwicklungsprozess eine meist funktions- und klimagerechte Bauweise herausgebildet. Solche Gebäude passen sich auf Grund ihres oftmals extrem großen Wärmebeharrungsvermögens den typischen nutzungsbedingten Belastungen und Klimaschwankungen nur sehr langsam an.

Durch eine temporäre oder lokal begrenzte örtliche Beheizung kann die Balance zwischen den Komponenten des Raumklimas empfindlich gestört werden. Die Raumlufttemperatur und die relative Feuchte können im Vergleich zum unbeheizten oder teilbeheizten Bauwerk in kürzeren Zeitabschnitten wesentlich größeren und schnelleren Schwankungen unterworfen sein. Wenn die Änderungsgeschwindigkeit der Raumlufttemperatur und die Spreizung der Feuchte im Jahresverlauf wesentlich größer als zulässig sind, besteht ein hohes Risiko, dass Schäden an der Bausubstanz, der wertvollen Innenausstattung, Kunstwerken und an der Orgel auf lange Sicht entstehen.

Es ist bekannt, dass es keine allgemeingültigen Rezepte für die "optimale Beheizung und Lüftung" großer historischer Räume gibt. Für die Heizung in Kirchbauten gibt es meist strenge Vorschriften zur Einhaltung der Grenzwerte für Temperatur und relative Luftfeuchte sowie deren Änderungsgradienten. Eine freie Lüftung wird oft vermieden und die Lüftung mit zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen bedarf viel Erfahrung.

Innerhalb des Projektes sollen Regularien geschaffen werden, die es zukünftig ermöglichen, mit der entsprechenden Technik entsprechende Koordinierungen vorzunehmen. Bei der Projektbearbeitung kommt eine spezielle Simulationssoftware zum Einsatz, welche bereits in den letzten Jahren gemeinsam entwickelt wurde. Sie dient dazu, die technischen Möglichkeiten für die Projektbeteiligten besser bewerten und visualisieren zu können.

Das Projekt läuft vom 01.05.2011 bis 30.04.2013. Es wird gemeinsam vom ZAFT e. V. (Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden) und dem Ingenieurbüro Niehsen-Baumann aus Chemnitz realisiert.

Eines der ausgewählten Referenzprojekte ist der Berliner Dom. Hier sollen die bisher unabhängig voneinander arbeitenden Anlagen der Heizungstechnik mit Lüftungs- und Befeuchtungsanlagen kombiniert und optimiert werden. Ziel ist eine höhere Effektivität und die Senkung der Energieverbrauchskosten. Neben dem Berliner Dom sind weitere Kirchen ausgewählt, die in ihrer Bauart repräsentativ für das Projekt sind.

15.08.2011