Trocknungsverfahren für Massivwände

Das Hochwasser im Sommer 2002 hat nicht nur die Betroffenen und die Medien beschäftigt. Auch die Geschäftemacher nutzten und nutzen die Chance für zum Teil recht dubiose Angebote.

Ein Problem war, dass geflutete Keller zu schnell abgepumpt wurden. Dies nützt nur dann etwas, wenn gleichzeitig der Grundwasserspiegel sinkt. Ansonsten drückt das erhöhte Grundwasser sowohl gegen die Kellerfußböden als auch gegen die Kellerwände. Ein weiteres Problem ist die Feuchtigkeit, kommen doch mit dieser auch die berühmt-berüchtigten Schimmelpilze.

"Findige" Leute empfehlen als Mittel zur Pilzabtötung sogenannte Fungizide. Durch das Umweltbundesamt wurde der Einsatz derartiger Mittel für Innenräume abgelehnt! Auf der Webseite des UBA findet man brauchbare Tipps für den Umgang mit den Pilzen. Aber selbst, wer nicht durch Schimmelpilze betroffen ist, muss sich Gedanken um die Beseitigung der Nässe in den Wänden machen. Vorab hierzu eines: Der Kampf ist langwierig! So dauert es nach Angabe des Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes rund ein Jahr, bevor eine 36 cm dicke Ziegelwand wieder trocken ist.

Verschiedene Firmen - die Namen sind zum Teil bekannt - nutzten die Notlagen der Betroffenen aus, um mit "Erdstrahlen", "drahtloser Elektroosmose", "geoenergetischen Kraftfeldern" oder "gravomagnetischen Bodenenergien" die Wände mit Naturkräften trocknen zu wollen. Verfahren, die auf diesen Grundlagen basieren, sind weder unabhängig zertifiziert, noch öffentlich anerkannt. Dies führte wohl auch bei der öffentlichen Hand dazu, dass derartige "Zauberkästchen" nicht angeschafft werden sollten. Die sächsischen Baubehörden wurden vom Finanzminsterium deshalb angewiesen, nur anerkannte Verfahren einzusetzen. Bei Kosten von 3.500 bis 5.000 Euro für 100 m² Trocknungsfläche auch kein Wunder.

Wirksamere Hilfsmittel sind Kondensattrockner, die warme Luft in die Räume blasen und entstehendes Kondensat auffangen. Auch Entfeuchtungsgeräte dürften gut funktionieren. Aber wie bei jedem Zwangsverfahren stellt sich auch hier die Frage, was bringen die Geräte wirklich. Schließlich nützt es nichts, wenn die ersten 5 cm trocken sind, die Wand dahinter oder das Erdreich sich aber kaum verändert.

Abschließend sei noch auf die Mikrowellentrocknung eingegangen. Diese hat sich spätestens seit der Oder-Flut stärker etabliert. Jedoch besteht die Gefahr, dass die Wände zu heiß werden. Bereits bei Temperaturen ab rund 105 °C kann es zu Beeinträchtigungen der Festigkeit der Baustoffe kommen - problematisch insbesondere bei statisch tragenden Bauteilen.

Die einfachste, preiswerteste und natürlichste Möglichkeit ist nach Auskunft des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik eine Kombination von Heizen und Lüften. So sollen die Raumtemperaturen ca. 10 Kelvin über den Außentemperaturen liegen, damit die Raumluft ausreichend Feuchtigkeit binden kann. Diese dann sehr feuchte Luft muss nach außen transportiert werden, was mittels Ventilatoren erfolgen kann. Zur Erläuterung der Zusammenhänge zwischen Temperatur und Luftfeuchte wird das h-x-Diagramm genutzt. Daraus ist erkennbar, dass beispielsweise der absolute Wassergehalt der Luft bei 20 °C und knapp 70 % relativer Luftfeuchte genauso groß ist, wie bei 30 °C und knapp 40 % relativer Luftfeuchte. Das bedeutet, dass 30-grädige Luft ungefähr die doppelte Menge an Wasser aufnehmen kann, um den Wert von 70 % relativer Luftfeuchte nicht zu überschreiten. Da die Zusammenhänge nicht linear sind, muss bei anderen Ausgangswerten das Diagramm benutzt werden. Eine einfache Umrechnung führt in der Regel sonst zu falschen Ergebnissen!